Dienstag, 05.07.2005

 

 


Ruhe sanft, Ostbad

Für die einen makaber, für andere witzig, in jedem Falle aber aussagekräftig: Eine Seniorengruppe nahm per Trauerflor Abschied vom Ostbad in Obrighoven. (Foto: Markus Weißenfels)

SCHLIESSUNG / Aber erstmal kommen die Bagger. Die Halle soll schnellstmöglich abgerissen werden, das Grundstück geht an Wesel zurück. Sagen die Stadtwerke.

WESEL. Martin Burgers zuckt mit den Schultern. Dann fragt der Leiter der Städtische Bäder Wesel GmbH gelassen: "Welcher Ärger?" Nein, man ist zufrieden. Und sicher war es auch keine leichte Aufgabe, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen. Die der Vereine, die der Schulen, die der Kursanbieter. Was das Schwimmzeitenangebot anbelange, verfüge Wesel immer noch über "eine Drei- bis Vier-Sterne-Situation". In und um Obrighoven wird man das Ostbad trotzdem sehr vermissen. Eine Seniorengruppe hat zum Abschied einen Trauerflor zu Wasser gelassen. Und heute ist der allerletzte Tag.

Nachdem in der Aufsichtsratssitzung im Dezember entschieden wurde, das marode Hallenbad nicht mehr zu sanieren, schlugen die Wogen in der Bevölkerung hoch. Kosten von 950 000 Euro, die dafür nicht aufgebracht werden können, sind ein Argument. Lange Anreisewege zu den Ausweichmöglichkeiten - etwa nach Bislich - auch. Gerade für ältere Menschen. Burgers sagt: "Es war ein Weg der Kompromisse." Einer, der am Ende weniger steinig gewesen sei als er zwischenzeitlich öffentlich diskutiert wurde.

Wichtig: Die Behindertenschwimmgruppe in Bislich, die zunächst einer WSV-Trainingsgruppe Platz machen sollte, behält ihre gewohnten Zeiten. Der WSV rückt einen Tag nach vorne, die öffentlichen Badezeiten gibt´s bald dienstags anstatt mittwochs. "Wir haben alle an einem Tisch gesessen", erklärt Burgers. Und spricht von einer Art Tauschbörse. Wer, wie zum Beispiel die Versehrtensportler im Heuberg-Bad, nur noch vier statt wie gewohnt sechs Bahnen zur Verfügung hat, bekomme an anderer Stelle Ersatzzeiten. Burgers: "Wir haben immer gesagt, es gibt genug Kapazitäten, auch ohne das Ostbad." Soviel, dass in Bislich sogar noch eine "Mollis"-Gruppe für sehr Beleibte starten wird.

Der Bäder-Leiter lobt die Kompromissbereitschaft aller Beteiligten und müht sich noch einmal, die Situation in Wesel als komfortabel anzupreisen. "Wir haben in den letzten zehn Jahren das Heuberg-Bad für 7,5 Millionen Euro gebaut, das Rheinbad für 8,2, das Lehrschwimmbecken für zwei Millionen, und die Sanierung in Bislich kostete 750 000." In anderen Städten sehe es nicht besser aus. Eher im Gegenteil. "Was nutzen mir zwei Freibäder wie in Dinslaken, wenn die Farbe abblättert?"

Jetzt soll das Ostbad schnellstmöglich abgerissen werden. "Die Ausschreibungen sind raus, Ende Oktober wollen wir fertig sein." Und dann? "Das Grundstück geht zurück an die Stadt." Michael Klessa, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, geht zumindest davon aus, dass die Stadtwerke das Grundstück zum Kauf anbieten werden. "Ob die Stadt dann zuschlägt, kann ich allerdings noch nicht sagen." Also gibt es auch noch keine Pläne.

Über eventuelle Veränderungen der öffentlichen Schwimmzeiten will die Bäder-gesellschaft Ende der Ferien berichten. 05.07.2005     MICHAEL PASSON

Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co. Essen Kommanditgesellschaft