Wesel "Rheinaue, wie geht es weiter?" - zu diesem Thema lud der Weseler Ortsverband der Grünen am Freitagabend ins Restaurant Hohe Mark ein. Zu Gast waren neben Vertretern der am Auesee angesiedelten Sportvereine und der Bürgerinitiative zur Erhaltung der Rheinaue auch Bürgermeister Schroh und weitere Mitglieder des Stadtrates. Ziel war es, nach der Ablehnung der Hallmann-Pläne, die die Nutzung der Aue für ein privates Freizeitgebiet vorsahen (die NRZ berichtete), die verschiedenen Interessen für oder gegen eine Bebauung untereinander abzustimmen.
Der Bürgermeister erläuterte die Position der Stadt und wies darauf hin, dass man gewillt sei, aufgrund derzeit fehlender öffentlicher finanzieller Mittel mit privaten Investoren zu sprechen. Er bekräftigte, dass der öffentliche Charakter des Auesees im Wesentlichen erhalten werden solle. Die Stadt müsse aber auch versuchen, zu einem kleinen Teil aus den "Badetouristen-Invasionen" aus dem Ruhrgebiet Kapital zu schlagen.
Projekte und neue Pläne werden diskutiert. Bekannt wurden bislang Überlegungen für die Einrichtung eines Öko-Parks, der interessierten Besuchern die Natur in der Aue näherbringen soll. Dieses Projekt wird auch von den Grünen mitgetragen. Professor Dietmar Castro, Vorsitzender des Gestaltungsbeirates, wies darauf hin, dass es neue Anforderungen an die Städte gebe. Wer habe vor zehn Jahren schon an Ski-Halien wie in Bottrop gedacht?
Der Ortsverband der Grünen plädiert, so Thomas Lemken, dafür, die Aue in ihrem jetzigen Zustand zu belassen. Die selbe Position vertrat auch die Bürgerinitiative, bestehend aus Bewohnern aller Teile Wesels, die die eine Lärmbelästigung für die See-Anwohner in den Sommermonaten beklagte.
Jahr für Jahr wird beklagt, dass die kostenlose Erholung auch ihre Schattenseiten hat. Vertreter der Angler und Segler kritisierten den Vandalismus und den vielen Müll, den vor allem Jugendliche bei abendlichen Feiern am Auesee zurückließen. Zur besseren Überwachung, so Palm Heise vom Yacht-Club, könnte ein Haus wie das ursprünglich geplante Jugendgästehaus dienen, denn "wo Menschen sind, passiert weniger."
Auch der frühere städtische Dezernent Karl-Heinz Hasibether ist einer Bebauung nicht verschlossen, mahnte jedoch, dass es keine Kommerzialisierung geben dürfe: "Es muss Freiraum für kostenloses Baden und für Jugendliche geben - ohne Kommerz." Die Stadt und Bürgermeister Schroh "treten für Kommerz nur ein, soweit dieser notwendig ist." Schroh betonte, dass es seiner Meinung nach vertretbar wäre, zumindest einen kleinen Ausgleich für die hohen Verkehrsbelastungen der Weseler Innenstadt einzufordern, Er versprach den rund 25 Anwesenden, sich alsbald persönlich um die Erstellung eines Anforderungsprofils zu kümmern und wies auf ein weiteres aktuelles Projekt der Stadt hin: Die zahlreichen Baggerseen im Weseler Norden sollen nach niederländischem Modell "badetüchtig" gemacht werden, in fernerer Zukunft das Freizeitangebot Wesels erweitern helfen und damit die Entlastung der Aue unterstützen.
Julian Preuten