Von FALK BAUMEISTER
WESEL. "Gaffer" finden sich schnell zusammen, stehen den Helfern im Weg oder drehen sich um, als der Notarzt sie zum Helfen auffordert. Andere fragen neugierig, was denn da wohl passiert sei. Die Feuerwehrleute können die Zuschauer beruhigen: "Nur eine Übung." Die Tauchsportgemeinschaft Wesel und die Weseler Feuerwehr probten am Donnerstag abend den Ernstfall im Auesse. "Bei einem Wiederholungstauchgang ist ein Dekompressionsunfall passiert", erläutert der Wehrmann und passionierte Taucher Frieder Tischkewitz die nachgestellte Situation.
Mitten auf dem See winkt ein Taucher, neben ihm schwimmt der leblos scheinende, in dicker Taucherausrüstung steckende Körper eines Mannes. Marian Kooth spielt den Verunglückten, läßt sich auf dem Wasser treiben. jetzt müssen wir den Alarmierungsweg üben", sagt Stadtbrandmeister Rudolf Friedhoff. Denn auch das Aufsichtspersonal am See müsse in einem Notfall die richtigen Schritte wie im Schlaf beherrschen.
Die Alarmierung klappt reibungslos, der Rüstwagen mit einem kleinen Motorboot und der Rettungswagen rücken aus. Per Seilwinde wird de Hänger mit dem Motorboot die Slipanlage heruntergelassen, ein paar Minuten später brummt der Außenborder im Wasser, und zwei Feuerwehrleute preschen zusammen mit Notarz Dr. Frank Marx zu dem Verletzten der von seinem Kollegen über Wasser gehalten wird. Binnen Sekunden haben die Helfer Marian Kooth aus dem Wasser ins Boot gezogen.
Erstversorgung im Boot
Trotz Übung bekommt Kooth Schläuche und EKG-Kabel angelegt - von Spritzen und Tropf bleibt er verschont. Die Erstversorgung geschieht im Boot. Danach könnte der Transport zum Krankenhaus erfolgen. Für uns ist es interessant zu erfahren, ob die Feuerwehr weiß, wie man bei einem Unfall mit Tauchern handeln muß", sagt Ottmar Geddert, Vorsitzender der Tauchsportgemeinschaft Wesel. Denn bei Taucherunfällen seien die Retter vor besondere Aufgaben gestellt. Die komplizierte Ausrüstung müsse vor Versorgung des Patienten abgeschnallt werden, außerdem sei es gar nicht so einfach, den hautengen Neoprenanzug auszuziehen, so Ottmar Geddert weiter.
"Bei einem Taucherunfall müssen wir schnellstmöglich informiert werden, um noch helfen zu können", sagt Friedhoff. Denn der Aufwand, ein Motorboot in den Auesse zu lassen, koste wertvolle Zeit. "Das Probleni am Auesee ist, daß die DLRG nur den Schwimmerbereich in den Sommerferien kontrollieren kann", erklärt Ottmar Geddert. Der Rest des Sees seien unbewacht und berge deswegen ein unbestimmtes Sicherheits-Risiko.
Die Übung betrachteten sowohl Feuerwehr als auch Tauchsportgemeinschaft als gelungen. "Wir werden sie wiederholen", sagt Friedhoff. (siehe auch Faktenkasten)
FAKTEN
WESEL. "Es ist wie Wunder, daß am Weseler Auesee noch kein Taucherunfall passiert ist", sagt Ottmar Geddert. 1000 Jahreskarten werden von der Stadt nach seiner Schätzung verkauft. Das entspräche über 10 000 Tauchgängen pro Jahr, hinzu kämen die Taucher des Barakuda-Clubs. Bei einem besonders schweren Notfall kann innerhalb von sieben Minuten die komplette Taucherstaffel der Duisburger Berufsfeuerwehr per Polizeihubschrauber am Auesee einsatzbereit sein. Der Rettungshubschrauber für den Transport verletzter Taucher in die Dekompressionskammer nach Duisburg sei binnen weniger Minuten startklar, so Feuerwehrehef Rudolf Friedhoff. Zur eigenen Sicherheit haben fast alle Taucher stets eine Pfeife dabei, um sich im Notfall bemerkbar machen zu können. faba