In den Bergseen mit der TSGFür Bilder in Orginalgröße(>32kB), Bild anklicken, | |
Klein, überschaubar und von satt grüner Farbe, die den Blick auf den Seegrund freigibt, liegt er vor uns. Auf dem Wasser schwimmen einige herbstlich bunte Blätter, der hintere Teil des Sees liegt noch im Schatten. Der Einstieg, inzwischen mit breiten Stufen und Schotteruntergrund ausgestattet, bereitet keine Probleme und vergrößert die Vorfreude. Unterwegs, beim Durchqueren des Sees, trifft man auf die eine oder andere Forelle, die durchaus neugierig näher kommt, man meint, sie wollen einen begrüßen. Anders als an so manchem anderen Tauchplatz bedeutet die Anwesenheit anderer Taucher keine Einschränkung des Tauchvergnügens. Man sieht sich aus der Ferne und kann sich zuwinken, es gibt schließlich höchstens noch zwei andere im ganzen See. Nie haben wir es voller erlebt. Tiefengeier haben keine Chance. Mit fünfzehn Metern maximaler Tiefe ist der See nur etwas für Genießer. Kommt man aus der maximalen Tiefe in etwa 10 Metern an, hat man allerdings das Gefühl, man könne gleich den Arm durch die Oberfläche stecken. Das Gefühl für Entfernungen schwindet. Es gibt keine Schwebeteilchen oder Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren könnte. Lediglich der Tiefenmesser sagt, wie tief es wirklich ist. Wer also Tauchen vom Feinsten haben möchte, dem sei der Samaranger See zu empfehlen. Leider kein See für sehr ausgedehnte Tauchgänge. Nach 40 Minuten wird es auch im Trocki mit 400er Unterzieher etwas kühl. Gespeist von einer unterseeischen Quelle kommt das Wasser direkt aus dem Berg und hat daher die entsprechende Temperatur. Wie hoch die ist, weiß man seit der Bronze-Ausbildung. Aber nicht genug: nebenan ist ja noch der Fernsteinsee. | |
Auch hier ein bequem angelegter Einstieg, auch hier ein Blick unter Wasser, der jubeln lässt. Nicht ganz so klar, wie nebenan, aber im Vergleich zu Baggerlöchern oder Talsperren einfach genial. Hier gibt es ein paar Unterwasserpflanzen, raue Armleuchteralgen, die nur in nährstoffarmen Gewässern vorkommen, und ansonsten eine ähnlich bizarre Unterwasserlandschaft mit einigen großen Felsbrocken, heruntergestürzten Bäumen und erneut das Gefühl, in unwirklicher Umgebung zu schweben. Unterwegs trifft man auf die eine oder andere Forelle, die Bachforelle, bei der der Taucher versucht, die Punkte zu zählen, oder die Regenbogenforelle, die im Licht der Sonne glänzt. Das Highlight des Tauchgangs ist aber an der Stelle erreicht, wo der von den Bergen rauschende Bach in den See mündet. Hier wartet ein herrlicher Schwarm von Weißspitzen-Riff-Saiblingen (nicht der wissenschaftliche Name) auf uns. Umgeben von kleinen, mittleren und größeren Saiblingen scheint im Nichts der König der Saiblinge zu thronen. Langsam ziehen alle ihre Bahnen, keiner scheint eine bestimmte Absicht zu verfolgen, doch alle halten sich beieinander. Erneut Tauchen vom Feinsten. Wieder nichts für Tiefengeier. Hier, in diesem Teil des Sees, ist die tiefste Stelle sogar nur 11 Meter. Doch was soll`s? Tauchen als Freizeitaktivität für Genießer ist angesagt. Weder geht es darum, möglichst weit zu kommen und "viel" zu sehen, noch geht um darum zu sagen "Ich hab nen 40-Meter-Tauchgang gemacht". Völlig relaxt, ohne jeglichen Stress und mit einem Hochgefühl, vermittelt durch traumhafte Eindrücke, verlässt man den kalten See. Und im Hotel wartet noch ein Abendessen, das keine Wünsche offen lässt. Österreichische Küche kann sich sehen lassen. Dann ist da natürlich auch die Füllstation, sodass die Flaschen für den nächsten Tag wieder gefüllt werden können. Es ist halt für alles gesorgt. Für uns geht es weiter zur anderen Seite des Fernpasses. Dort wartet der Blindsee. 2. Station: Blindsee | |
Auf der anderen Seite des Fernpasses liegt zwischen Pass und dem Städtchen Lermoos der Blindsee. Tauchgenehmigungen für den See gibt es im Hotel Drei Mohren in Lermoos, von dort aus fährt man wieder ca. 10 Minuten in Richtung Fernpass zurück, biegt dann aber in einen kleinen Wirtschaftsweg ein, der sich zum See hinunter schlängelt. Am Ende des Weges ein großzügig angelegter Parkplatz für bestimmt einhundert Fahrzeuge. Das hat man nicht gemacht, weil niemand vorbei schaut. An diesem Wochentag im Oktober jedoch steht außer unserem noch ein weiteres Auto auf dem Parkplatz. Das Geräusch einer Motorsäge in der Nähe lässt auf einen Waldarbeiter schließen. Am See selbst ist absolute Ruhe, kein Taucher weit und breit. Der Einstieg, wie auf der im Hotel verteilten Karte sichtbar, liegt direkt neben dem Bootshaus und ist ohne große (nur eine kleine) Kletterpartie zu erreichen. Der Parkplatz hat eine gewisse taucherische Infrastruktur zu bieten: es gibt eine ca. einen Meter hohe und vier Meter lange Holzwand mit ebenso breitem Boden, was beim An- und Ausziehen und Trocknen der Tauchanzüge hilfreich ist. Das Wasser sieht genauso einladend aus wie an den bereits beschriebenen Seen. Eingerahmt ist der See von schroffen Felsen, bewaldeten Berghängen und von Muren, die darauf hindeuten, dass hier einiges ins Wasser gerutscht ist. Die Karte verspricht außerdem eine Maximaltiefe von 24 Metern, noch immer nicht genug für die Tiefengeier unter uns, doch schon mehr als im Fernstein- und Samaranger See. Also nichts wie hinein ins Nass, das an der Oberfläche gar nicht so kalt zu sein scheint. Nach einigen Minuten an der Uferschräge wenden wir uns der Seemitte mit dem tiefsten Punkt zu. Bei einer Tiefe von 20 Metern nimmt die Trübung des Wassers rapide zu und wir entscheiden uns, den direkten Weg zum gegenüberliegenden Ufer zu wählen. Ob 20 oder 24 Meter, was soll`s?? Am anderen Ufer treffen wir dann auf anderes Terrain. Hier ist die Uferschräge sehr schräg, um nicht zu sagen steil, Felsen und Geröll fallen fast senkrecht ins Wasser. Dann hat es dort noch einige Bäume. Riesen, die von einer Gerölllawine gefällt und ins Wasser befördert wurden. Erneut herrliche Lager- und Lauerplätze für den gefräßigen Zander, der hier ruhend auf seine Beute wartet. Und die findet sich auch schnell. Zwischen den nun reichlich vorhandenen und in größeren oder kleineren Abständen über- und durcheinander gestapelten Bäumen bewegt sich allerlei Kleinfisch. Elritzen in Schwärmen, weiß und schwarz gemustert, bewegen sich zusammen mit den Tauchern zwischen den Bäumen hindurch. Bei in den Tiefen bis 15 Meter immer noch sehr guter Sicht (man hat sich inzwischen an die heimischen Gefilde erinnert) ist das Gefühl des Schwebens zwischen den "Mikadostäbchen" zurückgekehrt. "Nur Fliegen ist schöner"? - man mag es kaum glauben. Ein so abwechslungsreicher Tauchgang, der auf dem Rückweg nun im Flachbereich auch noch diverse Armleuchteralgen und weitere Elritzen-Schwärme zu bieten hat, kann kaum übertroffen werden. Dazu das Spiel der Sonnenstrahlen im leicht gekräuselten Wasser des Sees - was kann schöner sein. Ein Picknick auf der Wiese an dem immer noch fast leeren Parkplatz (es waren mittlerweile ein paar Spaziergänger da) in der herrlich warmen Herbstsonne bildet die ideale Oberflächenpause vor einem zweiten Tauchgang, der es einem möglich macht, dieselben Highlights noch einmal zu genießen. 3. Station: Walchensee/Bayern | |
Tauchplatz 1 -Bucht Einsiedel | |
Eine Stunde mit dem PKW dauert es, um vom Fernpass über Garmisch zum Walchensee in Bayern zu kommen. Dort am Südzipfel des Sees befindet sich der Flecken Einsiedel - hier ist der Name Programm - mit seinem taucherfreundlichen Gasthof und der direkt daneben gelegenen Tauchbasis von Tom. Somit ist die taucherische Infrastruktur bestens. Der Blick vom Balkon auf den direkt vor uns liegenden See sorgt für die nötige Motivation, gleich die Tauchklamotten auszupacken und einen ersten Tauchgang zu wagen. Es ist im Walchensee zwar nicht gestattet, nachts, d.h. nach Anbruch der Dunkelheit zu tauchen, aber man kann ja noch kurz vor Anbruch der Dunkelheit ins Wasser steigen. Was wir auch tun. Direkt vor dem Gasthof, in der Bucht von Einsiedel, fällt die Uferschräge sanft ab und man erreicht schnell eine Tiefe von 25 Metern. Mehr wäre leicht möglich, aber bei einem Nachttauchgang sollte man sich freiwillig einige Beschränkungen auferlegen. Beim Abstieg treffen wir zunächst in ca. 15 Metern Tiefe auf zwei kleine Ruderboote mit einigem Schickschnack, der um sie herum platziert wurde. Interessanter aber sind die im Schein der Lampe zu entdeckenden Quappen oder Aalrutten. Leuchtet man unter die im Wasser liegenden Äste und Bäume, so findet man immer wieder einzeln lebende Exemplare, die die stattliche Größe von 50 bis 60 Zentimetern erreichen. Beim Anheben eines Steines entdecke ich ein weiteres Exemplar, das aber anscheinend über unsere Begegnung noch erschreckter ist als ich und sich panisch in die Dunkelheit der größeren Tiefe davonmacht. Der Weg nach oben in flachere Regionen führt uns in das Gebiet um die Einmündung des Baches in den See. Hier halten sich zwei wunderhübsche Bachforellen auf, die im Schein unserer Lampen hin und her huschen. Umgeben sind wir von einer ganzen Anzahl von kleinen Barschen, ein für uns gewohnter Anblick, wie er in jedem besseren Baggersee in der Heimat zu finden ist. Dann schießt er plötzlich auf uns zu - der Hecht. Ein stattlicher Bursche von etwa einem Meter Länge scheint sich für das Licht zu interessieren, schwimmt auf uns zu, dreht wieder ab und kommt zurück. Direkt zwischen uns schwimmt er hindurch und lässt sich so leicht nicht verschrecken. Er begleitet uns eine Weile, um im Licht der Lampe sein Abendessen zu erjagen. Und davon schwimmt ja reichlich im Flachbereich von 3 bis 5 Metern herum. Der eingeweiht Taucher weiß, was das nur bedeuten kann: der Trocki war nicht trocken. Und genau so ist es - vom Hals bis zur Brust macht sich Feuchtigkeit bis aufs Unterhemd breit. Den bis dahin trockenen Trocki, so geht die Theorie, hat der Hecht im Vorbeiziehen kurz aufgezogen und einen Strohhalm in die Halsmanschette gesteckt. So kommt natürlich Wasser hinein. Aber kein Problem, bis zum nächsten Morgen ist alles wieder trocken. Tauchplatz 2 - GalerieMan lässt es ja langsam angehen beim Tauchen, also sind wir am nächsten Morgen zeitig an der Galerie am Kirchelgrund. Hier, so weiß man, fällt das Ufer des Sees weniger sanft, um nicht zu sagen steil, bis auf die Tiefe von 192 Metern ab. Ganz so tief wollen wir denn doch nicht tauchen, aber an der wunderbaren Steilwand in ab 20 Metern glasklarem Wasser macht es schon Spaß, an der Wand entlang in die Tiefe und Schwärze des Sees zu schweben. In genau 41 Meter Tiefe findet man dann einen aus der Wand herausragenden Absatz, bestens als Schlafplatz für Reinhold Messner geeignet. So denkt man, obwohl dieser Scherz schon bald neue Nahrung findet. 40 Meter sind genug, wie jeder Taucher weiß, aber wer ist nicht schon mal der Verlockung des Unbekannten darunter erlegen und hat noch ein wenig tiefer geguckt, ob da nicht noch was Schönes zu finden ist. Und dieser Platz verlockt enorm dazu, noch tiefer zu gehen, denn unter dem erwähnten Absatz geht die schroffe Felswand nach hinten weg, man schwebt im Nichts vor der Wand. Im Lichtkegel der Lampen ziehen einzelne Saiblinge vor der Wand ihre Bahn, werfen ihre Schatten auf den Felsen, die weißen Spitzen der Flossen leuchten. Dazu die Schwärze ringsum und die Stille der Tiefe. Was gibt es Besseres? Dann - nanu - bei ca. 51 Metern erscheint im Lichtkegel ein aufgebautes Zelt, ein Zwei-Mann-Iglu, wie es für eine Kletterexpedition vorstellbar wäre. Wir schauen uns an, gucken erstaunt. Ob das vielleicht schon der Tiefenrausch ist ist ist ist??? Sicherheitshalber machen wir uns auf den Weg nach oben und vergessen dabei zu gucken, ob vielleicht jemand den Wecker nicht gehört hat und noch im Zelt schläft. Später erfahren wir an der Tauchbasis von Tom, dass es doch nicht der Tiefenrausch war, sondern eine Tauchgruppe aus München vor wenigen Tagen das Zelt dort unten platziert hat. Ob sie es dort vor Ort erst aufgebaut oder schon fertig mit runter genommen haben, wusste er allerdings nicht. Der Rest des Tauchgangs verläuft ruhig als kontrollierter Aufstieg, die naturgemäß beim Bergseetauchen in solchen Tiefen angefallene Dekozeit verbringen wir im mit Armleuchteralgen bewachsenen und von Barschen und kleinen Hechten bevölkerten Flachbereich auf angenehme und abwechslungsreiche Weise (besser als an der Ankerleine zu hängen). Tauchplatz 3 - Pionier-Tafel | |
Am nächsten Tag geht es nach Urfeld am Nordzipfel des Sees. Hier stehen wir vor der Alternative, entweder mit einer Karre unser Tauchgerödel eine Viertelstunde zum Tauchplatz zu fahren oder alles in ein Tretboot zu laden und sozusagen einen Bootstauchgang zu machen. Bei gewohnt schönem Wetter macht der Spaziergang Laune, da wir aber inzwischen Wochenende haben, ist am Tauchplatz schon Betrieb. Zwei Tauchgruppen sind vor uns da und machen sich gerade fertig. Aber was soll´s? Der See ist groß genug. Der Einstieg ist wieder mit einer kleinen Kletterpartie verbunden, was natürlich den Sportlern nichts ausmacht. Im Wasser folgen wir zunächst der Staubwolke unserer Vorgänger, biegen dann aber nach links ab und befinden uns oberhalb dieser Spur in guten Sichtverhältnissen. Sanft fällt die Uferschräge ab und wir erreichen bald den tieferen, wieder glasklaren Bereich unter 20 Meter. Stetig geht es tiefer, wir suchen einen senkrecht in die Tiefe zeigenden Baum, der uns zu einem Autowrack führen soll. Vielleicht sind wir zu schnell in die Tiefe gegangen - wir sind schon eine Weile in der angegebenen Tiefe von 48m Meter und finden noch kein Wrack. Bevor die Dekozeit anfängt machen wir uns deshalb wieder auf den Weg nach oben. Hier begegnen wir nun aber den Highlights dieses Tauchgangs. Wahllos ins Wasser gestreut liegen hier riesige Felsbrocken, zwischen denen man hin und her tauchen, nach Saiblingen, die hier schwarmweise auftreten, suchen kann. Der Weg zurück nach oben führt dann bei etwa 15 Metern zu einer Wand, glatt und senkrecht. Unterhalb der Wand liegt auf den dann nicht mehr ganz so steil abfallenden Untergrund alles Mögliche herum: Dachrinnen, Bettgestelle und anderer Hausrat, alles nicht mehr ganz neu. Es soll hier jede Menge Zeugs von den Nazis, unter anderem Munition und Kriegsgerät, in den See gekippt worden sein. Interessant für viele, die danach suchen mögen. Wir konzentrieren uns mehr auf die Eindrücke, die sich uns bieten. Die Steilwand verändert nämlich bald und in geringerer Tiefe ihr Aussehen. Hier haben sich grüne Algen scheinbar in winzigen Ritzen und Spalten angesiedelt und hängen an den Felsen wie die Geranien an den Balkonen. Man wartet nur auf den Windstoß, der sie sich im Wind wiegen lässt - der aber natürlich nicht kommt. Und wieder schwebt der Taucher an solchen Wänden vorbei, das Gefühl der Schwerelosigkeit nur vom Geräusch der Blasen umgeben genießend. Nach solchen Tauchgängen ist man sich sicher: Der oben erwähnte Spruch muss umgeändert werden in "Nur Tauchen ist schöner!!!!" |