Alles für die Schwalbenbrut

Am Auesee wird eine neue Heimat für die Vögel geschaffen: Eine Steilwand am Ufer und drei Flöße im Wasser.

WESEL. Früher, da war die Uferschwalbe am Auesee zu Hause. Damals, als hier noch ausgekiest wurde und die Uferbereiche steil genug waren, um darin zu brüten. Heute kann der Vogel zwar auch rund um den künstlich geschaffenen See beo-bachtet werden, allerdings nur bei der Suche nach geeigneter Nahrung. Denn gebrütet wird woanders, dort, wo die Bedingungen ideal sind.

Bodenerosion und Wellenschlag

Damit sich das schon in diesem Frühjahr ändert, lässt die Stadt Wesel momentan eine Steilwand wieder herstellen, die durch Bodenerosion und Wellenschlag gelitten hat. Auf einem 180 Meter langen Stück leistete der Bagger bereits ganze Arbeit, wie Reiner Helbig vom Ingenieurbereich ASG auf Anfrage der NRZ mitteilt. Paul Schnitzler, Biologe bei der Biologischen Station des Kreises Wesel, hofft, dass die im fernen Afrika überwinternden Vögel sich schon Mitte April am Aueseeufer an die Arbeit machen und Löcher buddeln. Dort hinein legen die Tiere in der Regel vier bis sechs Eier. Das künftige Heim ist jedenfalls so gut wie bezugsfertig, der Bagger rückt spätestens morgen wieder ab. Darüber hinaus lässt die Stadt innerhalb der nächsten zwei oder drei Wochen nahe der künstlich geschaffenen Wand drei Brutflöße für Flussseeschwalben zu Wasser. Sie sind vier mal vier Meter groß, schwimmen auf Edelstahlpontons und wurden mit einer Kiesschicht abgedeckt - nach dem Vorbild der seit langem vor der Vogelbeobachtungsstation verankerten beiden Inseln. Letztere beherbergten im vergangenen Jahr nach Angaben Schnitzlers zehn Flussseeschwalbenpaare, ein Sturmmöwenpaar und ein Pärchen, das aus einer Mittelmeer- und einer Silbermöwe besteht. Der Biologe jedenfalls blickt recht optimistisch in die Zukunft. Denn, wenn genügend Nistmöglichkeiten vorhanden sind, werden sie vermutlich auch gerne von den Tieren angenommen. Die Stadt Wesel, die die Arbeiten von der Grundstückseigentümerin, der Firma Hülskens, ausführen lässt, schafft damit übrigens Ausgleich und Ersatz für Flächen, die im Gewerbegebiet Oberemmelsum demnächst in Anspruch genommen werden. Noch in diesem Jahr soll dort die Erschließung erfolgen. Zwar sind auch vor Ort Bepflanzungen vorgesehen, doch letztlich reichen die Flächen nicht aus. Und so wurden Ende vergangenen Jahres in der Aue - Höhe Fußgängerbrücke in der Feldmark - bereits zahlreiche Hecken gepflanzt. Zusätzlich ist auf einer Fläche von tausend Quadratmetern die Grasnarbe abgetragen worden. Ziel und Zweck der ungewöhnlichen Aktion: Hier soll sich wieder die natürliche Vegetation breit machen.

PETRA HERZOG