/EN">Artikel aus der Ruhr/Rhein Zeitung (NRZ) vom 26. Februar 2002

Das Kiesbett ist bereitet

Drei weitere Brutinseln im Auesee sollen den Flussseeschwalben eine Heimat am Niederrhein bieten.

Floßbild NRZ
Auf geht´s. Im strömenden Regen wurden gestern Vormittag drei solcher Inseln zu ihrem Bestimmungsort in Ufernähe gebracht. Auf solchen Flößen sollen im Frühjahr die selten gewordenen Flussseeschwalben brüten. (Foto: Markus Weißenfels)

WESEL. Das Kiesbett ist gemacht, jetzt können die Flussseeschwalben kommen. Gestern Vormittag ließen Mitarbeiter der Weseler Firma Frenck im strömenden Regen auf dem Auesee drei Brutflöße zu Wasser. Die Stadt Wesel hat die Spezialanfertigungen in Auftrag gegeben - als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für Teile des Gewerbegebiets Oberemmelsum.

Die Flöße sind vier mal vier Meter groß, wurden aus besonders haltbarem Edelstahl angefertigt und mit einem Rand aus tropischem Holz sowie einer Kiesschicht versehen. Hier sollen die Flussseeschwalben Mulden für die Eiablage schaffen. Rundherum wurde extra ein kleiner Zaun errichtet, der Wasserratten und andere Räuber am Entern hindert - denn die Flussseeschwalbeneier wären eine willkommene Beute.

Gewichte gegen das Abdriften im Wasser

Unter den drei Pontons hängen große Betongewichte, die eine Tonne wiegen und dafür sorgen, dass sie selbst bei starkem Wind nicht abdriften. Die Brutinseln befinden sich übrigens etwa achtzig Meter vom Ufer entfernt, dort, wo vor ein paar Tagen extra eine Steilwand hergerichtet wurde, die den Uferschwalben zum Brüten dient (die NRZ berichtete). Dabei handelt es sich um eine Stelle, die nicht für Spaziergänger zugänglich ist, so dass die Vogelschar fernab des Rundweges ihre Ruhe hat.

Die kommt regelmäßig im Frühjahr aus dem fernen Afrika, wo überwintert wird, an den Niederrhein. Der Vogel mit der lateinischen Bezeichnung Sterna Hirundo ist dankbar für das Angebot, das ihm der Mensch offeriert. Denn natürliche Brutplätze sind rar geworden. Flussbegradigungen und andere schwerwiegende Eingriffe in die Natur haben dazu beigetragen, dass die wendigen Vögel mittlerweile in Nordrhein-Westfalen nur noch in den Kreisen Wesel und Kleve anzutreffen sind. Und so stehen die Tiere mit dem schwarzen Kopf, dem orangeroten Schnabel und dem grau-weißen Gefieder auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

Nach Angaben von Gartenbauingenieur Reiner Helbig, der beim städtischen Betrieb ASG beschäftigt ist, kosteten die drei Flöße rund 30 000 Euro. Vor der hölzernen Vogelbeobachtungsstation gibt es bereits seit sieben Jahren zwei dieser Brutmöglichkeiten, die von den Flussseeschwalben gerne genutzt werden.

25.02.2002
PETRA HERZOG