Mittwoch, 13. März 2002  
 

Mammuts grasten in Dingden

Prähistorische Knochenfunde aus einer Kiesgrube jetzt im Heimathaus.

HAMMINKELN. Ein eisiger Wind weht über die Dingdener Ebene hinweg. In den Nadel- und Birkenwäldern ist Bewegung. Riesige Mammuts und Steppenwisente stampfen durch die tundra-artige Landschaft. Säbelkatzen, Panther und große Löwen werden unruhig. Die Zivilisation bewegt sich immer weiter von den Flüssen weg. Der Pegel der unzähligen Rheinarme steigt zusehends. Eine Flucht ist unmöglich.

Wollhaarige Nashörner und Steppenelefanten So ähnlich könnte es sich damals zwischen der vorletzten und der frühen letzten Eiszeit in Dingden zugetragen haben. Knochen- und Schädelfunde unterstützen diese Theorie: riesige Schulterblätter von einem Mammut, Schädelreste eines Wollhaarigen Nashorns, Unterkieferreste von Steppenelefanten und einige erstaunlich gut erhaltene Wisent- oder Bisonschädel mit langen Hörnern.

Die Kadaver stammen alle von Tieren, die in der kaltzeitlichen Faunagemeinschaft gemeinsam lebten. Ihr Alter wird auf bis zu 70 000 Jahre geschätzt. "Die tierischen Überreste wurden vor knapp einem Jahr in einer Kiesgrube am Rissenweg gefunden", erklärt der Geschäftsführer des Heimatvereins, Hermann Ostendarp. Gefunden hat die riesigen Schädel der Rentner Walter Schmänk. Er gräbt seit Jahrzehnten nach Zeugen der Vergangenheit. Diese Funde sind jetzt im Haus des Heimatvereins zu bestaunen. Nach ihrer Ausgrabung wurden sie im Westfälischen Landesmuseum für Naturkunde in Münster präpariert.

Die Funde stammen ungefähr aus der gleichen Zeit, in der auch der Neandertaler lebte. "Diese Bisons haben die lateinische Bezeichnung Briscus Briscus", erklärt Klaus-Peter Lanser, Leiter des Referates für Geologie im Naturkundemuseum Münster. "Die Gebeine sind überraschend gut erhalten, weil sie höchstwahrscheinlich in Sand und Schlamm konserviert wurden", so Lanser weiter. Bei anderen Funden sind meistens die Hörner abgebrochen. Er vermutet, dass damals "ganze Mammutherden abgesoffen sind".

Zu sehen sind diese prähistorischen Knochenfunde neben der üblichen Ausstellung am 17. und 24. März jeweils von 11 bis 18 Uhr im Heimathaus Dingden, Hohe Straße 1. 12.03.2002    MARC-ANDRÉ PODGORNIK (Text), MARKUS WEISSENFELS (Fotos)