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21.05.2002 / LOKALAUSGABE / WESEL

Wanderer Clement und seine Sommertour Eigentlich ist der Mann zu bedauern. Müde ist er, verschwitzt, wird überall auf seiner Sommertour am Niederrhein mal mehr, mal weniger freundlich angesprochen, muss aber dennoch stets um Verbindlichkeit bemüht sein. Was er auch schafft. Denn erstens ist Wolfgang Clement Landesvater, zweitens wird in wenigen Monaten gewählt.Es sind nicht nur Bürger, die um ihre Sicherheit (Deichbau) oder Arbeitsplätze (Bergbau) fürchten und ihre Sorgen persönlich vorbringen wollen. Auch die Politik ist es, die die Gelegenheit beim Schopf ergreift, um den Ministerpräsidenten vor Ort auf alles hinzuweisen, was sich in den letzten Jahren aufgestaut hat und was endlich gelöst werden muss.In Wesel gibt es davon einen ganzen Berg. Ob Rheinbrücke, Umgehungsstraßen, Lippemündungsraum, Wesel an den Rhein, Freizeit- und Seenverbund - der Bürgermeister und einige Politiker trugen vor, der Wanderer Clement hörte zu. Offensichtlich aufmerksam, wie Bürgermeister Schroh erfreut feststellte und dem Gast Respekt für seine Haltung gegenüber der Kreisstadt zollte. Ein durchaus bemerkenswerter Vorgang. Denn Lob von Schwarz für Rot - oder umgekehrt - ist nicht alltäglich.Wobei sich Eselordenträger Clement bei seiner Stippvisite in Wesel durchaus nicht an konkreten Aussagen vorbei mogelte. Wenn er fest davon ausgeht, dass das Planfeststellungsverfahren für das wichtigste Projekt der Region, die neue Rheinbrücke, bis 2004 gelaufen ist und vor allem auch die Finanzierung stehen wird, so ist das durchaus als positives Signal zu verstehen. Andererseits hat Clement auch kein Problem damit, deutliche Absagen zu erteilen. Wie jene nach dem Weseler Wunsch, das so genannte Ziel-2-Gebiet - also jene Fläche, die bei ihrer wirtschaftlichen Entwicklung finanziell von der EU gefördert wird - nach Norden auf den Lippemündungsraum auszudehnen. Derartige Forderungen sind Utopie, redet der Wanderer Klartext. Lässt aber durchaus die Hoffnung offen, dass sich stattdessen das Land stärker engagiert.

Die Clementschen Wanderungen erfüllen deshalb gleich mehrere Zwecke. Zum einen mobilisiert der Ministerpräsident die Spendenbereitschaft für Projekte in der Dritten Welt, zum anderen erlebt er auf seinem Fußmarsch Stärken und Schwächen einer Region intensiver, als wenn er mit dem Auto durch die Gegend düst.Jeder Schritt zählt. So lautet das Motto der diesjährigen Sommertour. Es besteht berechtigte Hoffnung, dass Clements Schritte auch für Wesel zählen. HANSGERT LINDEKAMP