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Ein
paar Tage alt ist diese Flussseeschwalbe. Sie lebte bis
gestern gefährlich, weil der Zaun kaputt war. (Fotos:
Markus Weißenfels) |
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Zäune der Plattformen wurden abgerissen, Gelege
der Flussseeschwalbe zerstört.
WESEL. Eigentlich ist am Auesee alles ganz
klar geregelt. Es gibt Bereiche für die Menschen und es gibt Bereiche
für die Tiere. Eigentlich. Denn an heißen Tagen suchen Badefreunde
auch dort Abkühlung, wo sie nichts zu suchen haben. So an den vergangenen
beiden Wochenenden, als sich Jugendliche an den drei neu im See
verankerten Brutinseln der Flussseeschwalben zu schaffen machten.
Sie beschädigten nicht nur den Maschendrahtzaun,
sondern zerstörten auch ein Gelege. Die Fachleute der Biologischen
Station rechneten schon mit dem Schlimmsten, nämlich damit, dass
die rund 25 Brutpaare Hals über Kopf flüchten und die Eier sich
selbst überlassen. Glücklicherweise blieben die Sommergäste, die
zum Teil ihren Standort von den beiden künstlichen Inseln vor der
Vogelbeobachtungsstation auf die drei neu geschaffenen Brutmöglichkeiten
verlegt haben.
Gestern machte sich Paul Schnitzler von der
Biologischen Station mit dem Boot auf zu den idyllisch gelegenen
Plattformen auf dem kühlen See, um den Zaun wieder zu befestigen
und Schilder anzubringen. "Bitte nicht betreten, hier brütet die
vom Aussterben bedrohte Flussseeschwalbe" steht auf dem folienverschweißten
Papier, damit es auch diejenigen begreifen, die rücksichtslos die
Inseln enterten.
Gefahr für den Vogelnachwuchs
Die zerstörten Schutzzäune hätten für die beiden geschlüpften
Tiere bereits zur tödlichen Falle werden können. Rutschen sie nämlich
von der kiesbestreuten Fläche ins Wasser, ertrinken sie jämmerlich
im See. Denn der Vogelnachwuchs kann momentan weder fliegen noch schwimmen.
Noch ist es relativ ruhig in der Kinderstube
der elegant fliegenden Flussseeschwalbe. Doch ein Blick auf die
Inseln zeigt, dass hier noch jede Menge Eier liegen, in zahlreichen
Sandmulden bis zu vier Stück.
Die Biologen hoffen nun auf die Einsicht der
Badenden. Verstärkte Kontrollen sollen sie davon abhalten, die Tiere
nochmals zu stören. Funktioniert dies nicht, müsse man sich notfalls
Gedanken machen, die Inseln an eine schwer zugängliche Stelle zu
verlegen, sagt Schnitzler, der von vielen weiteren Zerstörungen
rund um den Auesee zu berichten weiß.
Müll in rauen Mengen ist da noch das geringste
Übel. Regelmäßig würden die Infotafeln des Lehrpfades demoliert,
ja sogar verbrannt. Auch Bäume seien schon mehrfach ausgerissen
worden, um damit ein Lagerfeuer zu entzünden. Kürzlich hätten Unbekannte
eine Bank am Rundweg aus der Verankerung gerissen und sie bis ans
Ufer geschleppt. Zaunpfähle seien ebenfalls schon verschwunden,
wobei Zäune von vielen nicht als Hindernis empfunden werden. Selbst
die Fundamente für die Lehrtafeln fanden Anhänger. Freitags habe
man sie gegossen, montags seien sie bereits weg gewesen. Bei soviel
Trubel wundert es nicht, dass die extra angelegte Steilwand für
die Uferschwalbe verwaist ist. Denn statt der Vögel aalen sich hier
Sonnenhungrige.
Übrigens: Die beiden Brutinseln vor der Vogelbeobachtungsstation
stehen jetzt nicht komplett leer. Eine davon wird von einem Mittelmeermöwenpärchen
genutzt, das bereits zwei Junge hat. Die Mittelmeermöwe, bei uns
relativ selten, lebt ganzjährig hier und ist unter anderem auch
im Weseler Ölhafen zu Hause.
19.06.2002 PETRA HERZOG |