Machbar ist vieles, was tatsächlich kommt, muss aber erst noch mit allen Beteiligten besprochen werden. WESEL. Da staunten die Städter nicht schlecht, welch verborgene Reize der Niederrhein zu bieten hat. Jede Menge Wiesen und Weiden - klar, aber natürlich auch reichlich Wasser und Natur. Während einer Rundtour im Bus informierte sich der Ausschuss für Regionalentwicklung und Wirtschaft des Kommunalverbandes Ruhrgebiet über das, was hier geplant wird: den Natur- und Freizeitverbund Niederrhein, bisher stets unter dem Begriff Seenverbund im Gespräch. Denn zwischen dem Ruhrgebiet und den Niederlanden soll ein Freizeit- und Naturareal entstehen, das sich auch vom vielzitierten Vorbild in den benachbarten Niederlanden abhebt. Aus der Luft betrachtet sind die vielen Wasserflächen, die zumeist aus Abgrabungen der Kiesindustrie entstanden sind, schnell auszumachen. Zu Lande ist die Angelegenheit schon schwieriger, versperren doch oftmals Büsche und Bäume am Ufer die Aussicht auf das nasse Element. Da bildet der Auesee keine Ausnahme, der gleich zum Auftakt der Rundtour besucht wurde. Ab und zu kann man einen Blick erhaschen, dann wird´s wieder grün. 174 Hektar Wasserfläche laden zum Schwimmen, Segeln, Tauchen und Angeln ein, erklärt Jörg Hüting von der Firma Hülskens, aber auch Flora und Fauna kommen nicht zu kurz, handelt es sich doch hier um das Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein sowie in Teilen um Landschafts- und Naturschutzgebiet. Anfang der 60er Jahre begann die Firma Hülskens mit der Ausgrabung, Anfang der 90er Jahre waren die Kies- und Sandvorkommen erschöpft. Geblieben ist ein reizvoller See, der 19 Meter an seiner tiefsten Stelle misst und auch gerne von den Bewohnern des größten Campingplatzes Europas, der Grav-Insel, besucht wird. Weiter geht´s Richtung Bislich, wo zur Linken die Abgrabung Westerheide liegt. Obwohl sie eine direkte Verbindung zum Rhein hat, kommen keine Freizeitkapitäne in den Bereich. Das extra aufgestellte Schild "Einfahrt verboten" wirkt. Mit Netzen und Reusen wird hier gefischt, handelt es sich doch um ein einzigartiges Projekt, das unter anderem von der Universität Köln begleitet wird. Rechterhand ist das Naturschutzgebiet Droste Woy, ein malerisches Gewässer mit Seerosen. In der Nähe des Bislicher Fährkopfes - die "Keer tröch II" gilt als weiteres Plus für den Freizeitverbund - tummeln sich im Winter bis zu 50 000 Blässgänse, die hier futtern und sich auf der Westerheide des nachts zur Ruhe betten. Zurzeit sind allerdings lediglich Graugänse zu sehen. Heiner Langhoff vom Kreis Wesel lobt Bislich als Hochburg des Freizeittourismus. Das Dorf habe nicht nur eine hervorragende Lage, sondern mit seinen Museen und in der intakten Gemeinschaft Einzigartiges zu bieten. Rund um den Weseler Stadtteil liegen die meisten Abgrabungen. Sie sind der Mittelpunkt der Planungen. Erstmal Ideen sammeln Klaus Dick von der Firma Suhrborg spricht davon, dass mit Augenmaß an die Sache rangegangen werde. Die Bevölkerung müsse mitspielen, Naturschutzverträglichkeit gegeben sein, und zwar so, "dass kein einziges Viech auf der Strecke bleiben muss". Dort, wo die Schiffsbeladeanlage des Auskiesungsbetriebs ist, könnte in zwanzig Jahren ein Hafen sein, am pappelbewachsenen Ufer des Ellerdonksees schon demnächst ein Badestrand für die Bislicher. Und damit alle sehen können, wie am Niederrhein Kies abgebaut wird, ist auch ein Bagger denkbar, der stehenbleibt. Abends könnte das Arbeitsgerät dann in künstliches Licht getaucht werden. Das alles sind angedachte Pläne, umgesetzt ist noch nichts. Denn jetzt werden erstmal Ideen gesammelt, wie Dirk Hetkamp von der Stadt Wesel immer wieder betont. Eine davon: Ein Durchstich zwischen dem Brüggenhofsee, der hinter der Obstplantage Clostermann beginnt, zum rechts des Weges gelegenen Diersfordter Waldsee. Welche Wasserwege es letztlich irgendwann einmal geben wird, muss erst noch diskutiert und durch ökologische Gutachten untermauert werden. Schließlich sind die Verbindungen auch nicht ganz einfach, ist Richtung Rees ein Gefälle vorhanden, das möglicherweise Schleusen erfordert. In unmittelbarer Nähe der Seen soll demnächst auch ein exquisites Übernachtungsangebot gemacht werden. Die Eigentümer des Diersfordter Schlosses möchten euregioübergreifend entsprechende Räume herrichten. Gleich gegenüber lädt die "Constanze" samt Biergarten zum Rasten ein. Vor 120 Jahren baute ein reicher Berliner das Gebäude für seine Tochter, und die hieß Constanze. Abschließend machte Projektleiter Hetkamp nochmal deutlich, dass man an dem Gesellschaftsvertrag als Grundlage für den Verbund arbeite. Er soll allen - Grundstückseigentümern, Bürgern, Heimatvereinen und anderen mehr - eine Plattform bieten. 22.06.2002 PETRA HERZOG |