Donnerstag, 23.06.2005
 

Schermbecks große Fische

An diesem Teich saß der Angler aus Gladbeck, als der Riesenwels anbiss. Besitzer Bruno Schoel vermutet, dass noch weitere Exemplare im dem Gewässer leben. (Foto: Olaf Fuhrmann)

PRACHTEXEMPLARE / Welse bringen die Gemeinde in die Boulevardblätter. Ein Angler hatte ein 1,72 Meter langes Tier aus dem Teich von Bruno Schoel gezogen.

SCHERMBECK. "Monsterfische im Dorfteich" titeln Boulevard-Blätter. Teams von Fernsehsendern kamen mit ihren Kameras nach Scherm-beck, berichteten über die großen Fische. Und ein Reporter zog sich gar einen Neopren-Anzug über und tauchte den Riesenwelsen hinterher. Von denen sollen gut 40 Exemplare in verschiedenen Teichen schwimmen. Keine Frage: Es gibt sie, die Prachtexemplare mit 172 Zentimetern Länge und einem Gewicht von über 40 Kilogramm. Ein Angler aus Gladbeck hatte einen solchen Wels am Haken, vor gut zwei Wochen. Da hatte der Mann am großen Teich von Bruno Schoel gesessen und den Wels an Land gezogen. Auch in einem Angelteich am Vossenbergerweg sollen die Fische leben.

Unter Anglern hat die Gemeinde einen neuen Namen erhalten: "Loch Wels". Und schon ranken sich auch Gerüchte. Von Enten, die von den Risenwelsen geschnappt wurden, von Küken, die im breiten Maul der Süßwasserfische verschwanden. Solche Meldungen locken, doch bisher ist der Pilgerstrom ausgeblieben. Beschwerden über zugeparkte Wirtschaftswege sind bei der Verwaltung bisher nicht eingegangen. Dafür aber Anfragen von Fernsehsendern.

Diesen Eindruck bestätigt auch Bruno Schoel. Gestern Vormittag auf seiner Anlage am Lichtenhagen: kein überfüllter Parkplatz, kein Gedränge an den Teichen. Die üblichen Stammgäste werfen ihre Köder aus. "Welse", sagt Bruno Schoel ganz unaufgeregt, "gab es immer schon." Im Sommer werden die Fische mit einem Gewicht von drei bis fünf Kilo in die Gewässer eingesetzt. Damit die Angler nicht nur Forellen am Haken haben. Eigentlich sollten alle eingesetzten Tiere abgefischt sein. Ein paar haben wohl nicht angebissen und deshalb überlebt. Und mit den Jahren wurden die Welse, die sich von anderen Fischen ernähren, immer größer. "Das ist schon außergewöhnlich", sagt Schoel, zumal sich viele Leute mit ihren Angeln an den Teichen niederlassen.

So einen Prachtburschen fängt ein Angler nur einmal in seinem Leben, weiß Schoel, der die Forellenzucht am Lichtenhagen seit 30 Jahren betreibt. "Der Angler hat die Fotos und die Erinnerung." Ansonsten findet er den Trubel übertrieben. Zumal von den Tieren überhaupt keine Gefahr für Menschen ausgehe. Bürgermeister Ernst-Christoph Grüter sieht es genauso: "Auf diesen Medienrummel könnte ich verzichten." 23.06.2005     MICHAEL TUREK

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