Montag, 27.06.2005
 

Davon träumt jeder Angler

RIESENWELSE / Aus Süddeutschland reisen sie nach Schermbeck, um ihre Köder auszuwerfen. Tierschützer setzen sich für die Prachtexemplare ein. Am Sonntag wurden Flugblätter verteilt.

SCHERMBECK. Sie haben wieder ihr Glück versucht. Ein paar Angler warfen auch gestern am Teich von Thomas Sommer ihre Köder aus. Alle hofften auf den großen Fang. Denn auch hier, in dem Gewässer am Vossenbergweg, schwimmen Riesenwelse. Und die Nachricht von den kapitalen Exemplaren hat sich herumgesprochen. "Das ist ein Thema unter den Anglern", sagt Ali Sipic. Am Wochenende waren sogar Angler aus Frankfurt und Freiburg hier. Sie lockte die Möglichkeit, einen Fisch von 1,70 Meter Länge an Land zu ziehen.

Karl-Heinz Gagern hat das bereits geschafft. Vor gut zwei Wochen war es, erzählt der 54-Jährige. "Ich wusste zunächst nicht, was ich da am Haken hatte", so Gagern. Denn eigentlich kommen die Angler her, um Forellen und Karpfen aus dem Gewässer zu holen. Gut eine Stunde dauerte es, dann hatte er gemeinsam mit Ali Sipic den Wels besiegt. 1,72 Meter lang und über 70 Kilogramm schwer. "Ich habe schon mehrere Welse gefangen, aber nie so einen großen", sagt der Oberhausener. Seit 15 Jahren kommt er zum Angeln nach Schermbeck. Dass jetzt Angler aus dem gesamten Bundesgebiet an den Niederrhein reisen, findet er in Ordnung. "Es ist gut, dass hier solche Welse im Teich sind."

Für Ali Sipic sind die großen Welse aber keine Monsterfische. "Ein Hai ist ein Monsterfisch", sagt der 63-Jährige. Auch er angelt schon mehrere Jahre in Schermbeck. "Für mich wie für jeden anderen Angler wäre es ein großes Erlebnis so ein Exemplar zu fangen." So sieht es auch Helmut Daum (43) aus Dinslaken. Bereits in den vergangenen Jahren holten Angler größere Welse aus dem Schermbecker Gewässer. Doch die Welse gleich als Monsterfische zu bezeichnen, hält er für übertrieben.

Am Wochenende wird es wohl wieder voller am Teich von Thomas Sommer. "Der Angler aus Frankfurt will wiederkommen", sagt er. Die Welse habe er vom Vorbesitzer übernommen. Für ihn stellen die großen Tiere ein Problem da: "Sie fressen die anderen Fische, deshalb müssen sie raus." Einer zappelte gestern am Haken von Ali Sipic. Allerdings kein Riesenfisch. 60 Zentimeter lang und rund drei Kilogramm schwer.

Aber nicht nur Angler haben die Schermbecker Prachtexemplare entdeckt. Tierschützer setzen sich für die Fische ein. Am Sonntag waren Mitglieder der Organisation "Animal Peace" vor Ort, "um das angesetzte Wettangeln zu sabotieren", heißt es in einer Mitteilung auf den Internetseiten des Vereins. "Uralten, meterlangen Welsen soll es ans Leben gehen. Seit bekannt wurde, dass sich in dem Gewässer offensichtlich zahlreiche gewaltig große Welse tummeln, ist der Jagdtrieb der Angler geweckt", kritisieren die Tierschützer.

Die Organisation appellierte an die Angler, forderte Respekt vor Alter und Grösse der Welse. "80 Jahre und länger haben die Tiere ihr Leben in dem kleinen Dorfteich gelebt. Es ist ein Verbrechen, dieses Glück zu zerstören", heißt auf dem Flugblatt, das sie an die Angler verteilten. 27.06.2005     MICHAEL TUREK (Text) MARKUS WEISSENFELS (Fotos)

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