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BADEN IM RHEIN / Bei der Hitze kühlen die Fluten, es ist leerer als im Schwimmbad, und das Panorama ist so schön. Nur bis zu den Knien, sagen die Leute am Fährkopf in Bislich. WESEL. Bernhard Schuurman hat ein herrlich kühles Plätzchen. Er sitzt auf einem Stuhl im Rhein und schaut durch sein Fernglas den vorbeiziehenden Schiffen zu, während das Wasser bis zur Sitzfläche reicht. Gleich daneben tobt sein Sohn Hendrik (13) mit seinem Freund Lukas. "Schreiben Sie was Gutes oder was Schlechtes?", ruft er. "Sie kommen doch sicher wegen des Unglücks in Rheinberg." "Normalerweise nur bis hierhin" - der Rhedenser zeigt auf sein Knie. Er ist oft hier, an der flachen Stelle mit den Kieselsteinen, direkt am Bislicher Fährkopf. Wenn die Strömung kommt, merkt man das beim Reingehen sofort, sagt er. Er hat ein Seil mitgebracht, mit dem er seinen Sohn beim Schwimmen sichern will: "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste." Er ist überzeugt, im Zweifelsfall das Seil halten zu können. Als er Skepsis spürt, korrigiert er sich: "Ich weiß nicht, ob das so ideal ist." Ideal ist für ihn und die Jungs, dass es hier "nicht so voll wie im Freibad" ist. Alleine sind sie indes nicht. Peter und Angelika Schalla sind aus Dinslaken gekommen. Zum wiederholten Male, diesmal allerdings nicht mit der Fähre von der anderen Seite. Hier sei das Wasser sauberer als an den Seen, meinen sie, das Panorama schöner - "wie im Urlaub". Mit den Füßen hindurchwaten, sich auch mal hinein legen, aber schwimmen? Natürlich nicht. "Ich möchte noch ein bisschen leben", sagt der Mann mittleren Alters. Immer wenn die Schiffe kommen, spüre man Welle und Sog. Schwimmer haben die beiden hier noch nicht gesehen. Selbst Bonni, ihr Jack-Russel-Terrier, sei vorsichtig: "Der spürt, wenn es gefährlich ist." Mit Bonni spielen Philipp (12), die Zwillinge Katharina und Rebecca (11) und der sechsjährige Nils. Der Rhein hat sie sind mit Andrea Reetz und Gudrun Koschek aus Flüren hergelockt, die ihre Kinder - eines davon ist als "Gast" mitgekommen - beaufsichtigen. "Die Kinder meckern: Warum dürfen wir nicht schwimmen?", sagt Andrea Reetz. Aber es gelte die Grundregel: "Nur kurz ins Wasser ist okay." Und: "Besser einmal zuviel Vorsicht als einmal zu wenig." Gudrun Koschek hat von den gefährlichen Strömungen gehört. Beim Hafenfest in Duisburg hat die Wasserschutzpolizei darüber aufgeklärt. Das dürfe man bei aller Ferienlaune und dem friedlichen Panorama nicht vergessen. "Wenn wir sehen, dass sie sich leichtsinnig verhalten", sprechen die Männer der Wasserschutzpolizei Badende per Außenlautsprecher an, wie Olaf Thiel von ihrer Duisburger Leitstelle sagt. Dann handele es sich oft um "Jugendliche, die sich gegenseitig übertreffen wollen". Aber insgesamt halte sich das in Grenzen. Grundsätzlich ist das Baden im Rhein nicht verboten. Aber es gibt Ausnahmen: jeweils 100 Meter zu beiden Seiten von Hafenmündungen, Brücken, Schleusenanlagen einschließlich ihrer Vorhäfen, der Umschlagstellen und Schiffsbauwerften. Zu dieser Aufzählung nach der "Verordnung über das Baden in den Bundes-Wasserstraßen Rhein und Schiffahrtsweg Rhein-Klve im Bereich der Wasser- und Schiffahrtsdirektion Duisburg" zählen auch Schiffs- und Fährlandestellen. Das ist offenbar weniger bekannt. Angelika Schalla hat "gerade vorhin gehört, dass drüben in Xanten der Mann angetrieben wurde, der in Rheinberg den Jungen retten wollte". 18.07.2005 JOACHIM FREUND (Text) MARKUS WEISSENFELS (Fotos) | ||
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