Donnerstag, 27.10.2005
 

Die letzte Reserve

Noch wird im Bereich des künftigen Wasserschutzgebietes ausgekiest. Spätestens 2015 soll aber Schluss sein - sowohl für die Firma Lehnkering als auch für die Firma Hülskens, die in dem Bereich auf dem obigen Foto aktiv ist. (Foto: Markus Weißenfels)

TRINKWASSER / Im Gindericher Feld entsteht eine Schutzzone für den Regierungsbezirk Düsseldorf. 450 000 Menschen sollen von hier aus einmal mit dem wichtigen Gut versorgt werden.

WESEL. Das letzte Trinkwasserreservoir im Regierungsbezirk Düsseldorf liegt im Gindericher Feld. Längst gilt deshalb für diesen Bereich eine Veränderungssperre. Nach ihrem Ablauf soll möglichst ab April 2006 die Schutzzonenverordnung greifen. Sie wird die nächsten 40 Jahre Bestand haben, umfasst Teile von Büderich, Ginderich und Menzelen-Ost und hat einiges zur Folge.

Auskiesungen werden dann nur noch möglich sein, wenn die Genehmigung bereits erteilt wurde, sagt Sascha März, Prokurist beim Wasserverbund Niederrhein in Mülheim, dem neben einigen Unternehmen die Lineg sowie zahlreiche Stadtwerke, darunter auch Wesel, angehören. Für die Firma Lehnkering bedeute das Jahr 2015 das Ende der Abgrabungen. Windräder mit Stützen in der Erde dürften dann ebenso wie Betriebe, die mit wassergefährdenden Stoffen arbeiten - etwa eine Lackiererei - nicht oder nur unter bestimmten Auflagen zugelassen werden.

Landwirte müssten auch mit Veränderungen klarkommen, selbst wenn Merz von "wenigen Einschränkungen" spricht. Man kooperiere mit den Landwirten, helfe beispielsweise bei der Optimierung der Düngung, sagt er und verweist außerdem darauf, dass alles Vorhandene - etwa das Naturfreibad in Menzelen - Bestandsschutz genießt.

Um die drei geplanten Schutzzonen ausweisen zu können seien die Träger öffentlicher Belange mit dem zugehörigen Gutachten und einem Verordnungsentwurf versorgt worden, heißt es seitens der Bezirksregierung in Düsseldorf. Im Weseler Rathaus ist bis gestern allerdings noch nichts angekommen. Wann die Offenlegung letztlich erfolgt, bleibt deshalb zurzeit ungeklärt. Erst dann können Betroffene nämlich ihre Einsprüche geltend machen, der dazugehörige Erörterungstermin findet im Laufe des Februars statt. Große Chancen räumt Merz den Einwendern allerdings nicht ein. "Wasser ist das höchste Gut der Allgemeinheit", sagt er zur Begründung.

Mit dem Grundwasser im Gindericher Feld könnten rund 450 000 Menschen versorgt werden, denn von 20 Millionen Kubikmetern Fördermenge pro Jahr wird ausgegangen. Die Qualität des Wassers sei so gut, dass es ohne Aufbereitung über eine zehn Kilometer lange Rohrleitung zum Bestimmungsort fließen könne. Schließlich zeichne sich bereits jetzt ab, dass im westlichen Teil des Regierungsbezirks Düsseldorf im Einzugsbereich der Niers die Qualitätsnormen vor allem für Nitrat und Nickel überschritten werden. Die Sicherung der Trinkwassergewinnung sei dort deshalb langfristig gesehen nicht mehr gewährleistet.

Die Benennung des Gindericher Felds zur Wasserschutzzone soll der langfristigen Wasserversorgung und dem vorbeugenden Grundwasserschutz dienen. Vermutlich wird der Wasserverbund Niederrhein diese Aufgabe übernehmen und die zehn geplanten Brunnen betreiben. Vor 2015 ist damit allerdings nicht unbedingt zu rechnen. Dann könnte das Wasser aber dorthin fließen, wo es nötig ist.

Dass im Trinkwasserschutzbereich auch die Büdericher Ziegelei mit kontaminiertem Erdreich liegt, hält Merz nicht für ein Problem. Im Gegenteil: In Zusammenarbeit mit dem Kreis Wesel könne die seit Jahren gewünschte Sanierung der Altlast sogar zeitnäher erfolgen.


27.10.2005     PETRA HERZOG

Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co. Essen Kommanditgesellschaft