Montag, 19.12.2005
 

Die Eintrittspreise steigen

Höhere Eintrittspreise verlangt die Bädergesellschaft ab Januar. Der Aufsichtsrat hat den Anstieg beschlossen. (Foto: Archiv)

BÄDERGESELLSCHAFT / Nach vier Jahren wird Erhöhung als unumgänglich bezeichnet. Saisonkarte wird gestrichen.

WESEL. Die Aufgabe bleibt im nächsten Jahr die gleiche: Das Defizit mindern. Ohne einen Zuschuss aus der öffentlichen Kasse werden die Schwimmbäder auch in den nächsten Jahren nicht auskommen. Herbert Storm, Geschäftsführer der Bädergesellschaft, kalkuliert für 2006 mit einer Lücke zwischen Einnahmen und wahren Kosten von einer Million Euro. Obwohl zum 1. Januar die Eintrittspreise kräftig erhöht werden. Einen Aufschlag von 20 Prozent hat der Aufsichtsrat beschlossen.

Mit Handlungszwängen begründet Storm den Anstieg. 2001 seien die Eintrittspreise das letzte Mal angehoben worden - abgesehen von leichten Zuschlägen bei der Euro-Einführung Anfang 2002. Da wurden die Beträge auf- oder abgerundet. Fakt sei jedoch, dass die Preise weit unter den wahren Kosten liegen. "Eine Preiserhöhung ist also unumgänglich", so Storm. Zumal die Weseler noch recht günstig in die Fluten abtauchen können.

Die Bäder-Gesellschaft habe bewusst nicht jedes Jahr die Eintrittspreise angehoben. Auf der anderen Seite sei man ständig unterwegs, Bäder zu sanieren, betont der Geschäftsführer. Von 1996 bis 2005 wurden rund 8,9 Millionen Euro ausgegeben. 1,5 Millionen kamen für Reparaturen hinzu. Mit der Schließung und dem Abbruch des Hallenbades Ost habe man ein Bad verloren, das jährlich 100 000 Euro Defizit machte. Für Abriss und Herrichtung der Fläche habe man 65 000 Euro ausgeben müssen. 2006 werde weiter Geld investiert. Zehn Jahre nach Eröffnung ist das Heuberg-Bad fällig, im Rheinbad muss die Wasseraufbereitungsanlage optimiert werden, und in Bislich wird aus Lärmschutzgründen etwas an der Decke getan.

Bei den Familienkarten wurde auf eine Preiserhöhung verzichtet. Ordentliche Zuschläge müssen die Vereine in Zukunft einkalkulieren. Eine beschlossene Veränderung: Bisher konnte das Heuberg-Bad stundenweise angemietet werden, ab Januar wird auch die Nutzung einzelner Bahnen in Rechnung gestellt. Die Stunde für das komplette Bad kostet 40 Euro, bisher 28,10. Die Gebühr steigt bis 2010 auf 60 Euro. Die einzelne Bahn schlägt pro Stunde mit 6,67 Euro zu Buche, in fünf Jahren mit zehn Euro. Das Bislicher Bad kostet pro Stunde 20 Euro, bisher waren es sieben. Für das Lehrschwimmbecken verlangte die Bädergesellschaft bislang 14,10 Euro, ab Januar sind es 20. Bis 2010 steigt dieser Tarif auf 30 Euro an. "Ein sozial angemessener, günstiger Preis", kommentiert Storm. Die Vereine sollen nicht für "Peanuts" ganze Bäder anmieten können. Auf der anderen Seite werde die Auslastung erhöht. So sei nach der Schließung des Hallenbades Ost die Mehrfachnutzung angestiegen. Die Bädergesellschaft habe keine Möglichkeit, neue Kurse anzubieten.

Veränderungen gibt es auch für die Nutzer des Rheinbades: Die Saisonkarte hat der Aufsichtsrat abgeschafft. Das habe zwei Gründe, so Storm. Das Angebot sei mit 81 Cent pro Badbesuch "unangemessen günstig", und man habe in der Vergangenheit zuviel Ärger gehabt. Gemeint sind die Karteninhaber, die selbst bei schlechtem Wetter die Öffnung des Freibades forderten und die, als die Saison wegen des guten Wetters verlängert wurde, weiterhin mit ihrer Saisonkarte das Bad nutzen wollten.

Die Schwimmbad-Besucher sollen vergleichen. Dazu werden sie demnächst in Zeitungsanzeigen aufgefordert. Um ein Preisbewusstsein zu entwickeln, sagt Storm. Die Rechnung der Bädergesellschaft, die er aufmacht: ein Maxi-Menü gebe es in einem Fastfood-Restaurant für 4,99 Euro. Das bringe 1188 kcal, und der Genuss dauere zehn Minuten an. Die Tageskarte für das Heuberg-Bad koste genausoviel, aber der Schwimmer baue Kalorien ab und habe einen ganzen Tag lang Genuss.

19.12.2005     MICHAEL TUREK

Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co. Essen Kommanditgesellschaft