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WASSERSCHUTZ / Schleppende Erörterung mit zahllosen Unterbrechungen. Heute früh geht´s weiter - allerdings nur für Einwender. WESEL. Am Anfang hieß es Schlangestehen, und auch später war Geduld eine prima Eigenschaft. Denn weiter als bis zum Tagesordnungspunkt drei kamen die Teilnehmer des Erörterungstermins zur Festsetzung des Wasserschutzgebietes Gindericher Feld in der Niederrheinhalle gestern nicht. Die Fortsetzung folgt. Heute um 9 Uhr geht´s weiter mit den juristischen Spitzfindigkeiten, persönlichen Ängsten und jeder Menge Bedenken. Während draußen den ganzen Tag über der Regen auf das Hallendach prasselte, drehte sich drinnen alles um das Thema Wasser. Trinkwasser wohlgemerkt. Der Anwalt der Kiesbaggerei Hülskens, Dieter Anders, sorgte gleich zu Beginn der Veranstaltung für einen Paukenschlag. Allein seine Stimme war es, die den Ausschluss der Öffentlichkeit zur Folge hatte, so dass einige Interessenten unverrichteter Dinge wieder gehen mussten. Die Medien durften dabei sein und beobachten, wie sich die Fronten zwischen den Mitarbeitern der Bezirksregierung und den Einwendern im Saal immer mehr verhärteten. Gleich mehrfach stellte Anders Anträge zur Vertagung des Erörterungstermins - ohne Erfolg. Mal fehlten ihm diverse Unterlagen während der Offenlegung der Pläne, mal wollte er den Wasserverbund Niederrhein ausschließen, weil der kein Interesse an der Trinkwasserförderung habe. Immer wieder musste die Sitzung dafür unterbrochen werden. 6000 betroffene Menschen Eine engagierte Rede hielt CDU-Kreistagsmitglied Heinrich Henrichs für die 6000 betroffenen Menschen im geplanten Wasserschutzgebiet. Schließlich gebe es in dem rund elf Quadratkilometer großen Bereich der Stadt Wesel 1000 Beschäftigte in Handel, Handwerk, Industrie und Landwirtschaft. Hier seien Existenzen gefährdet. "Welche Zwänge treibt die Bezirksregierung zu dieser dramatischen Eile?" fragte er. Ist es die im März auslaufende Veränderungssperre oder sind es die Bergsenkungen durch die Solvay, durch die Wasser ungenutzt in den Rhein gepumpt wird? Absenkungen erfolgten nach dem Heraussaugen von Trinkwasser sicher noch schneller, so Henrichs, der sogar einen Deichbruch befürchtet.Dabei stehe im Regierungsbezirk Düsseldorf ausreichend Trinkwasser zur Verfügung. Es gebe Rechte für die Förderung von 608 Millionen Kubikmetern pro Jahr, allerdings würden nur 380 entnommen. Alpens Bürgermeister Thomas Ahls bezeichnete es als krassen Verfahrensfehler, dass die Bedarfsfrage nicht weiter konkretisiert worden sei. Das soll nämlich erst nach dem Erörterungstermin der Fall sein. Er und Evelyn Ohlig von der Stadt Wesel bemängelten zudem die Eile, mit der das Verfahren durchgeführt werde. Ein Einwender äußerte seine Angst vor einem großen Hochwasser. "Wenn das kommt, stehen wir bis zu den Dächern drin". Er plädierte dafür, in der Bönninghardt ein Wasserschutzgebiet auszuweisen, wo deutlich weniger Leute betroffen seien. Die Bewohner im Gindericher Feld würden doppelt belastet. Zum einen durch den Bergbau, zum anderen - bei Genehmigung - durch das Schutzgebiet. Lediglich eine NABU-Vertreterin mahnte, dass Trinkwasserschutz nachhaltig betrieben werden müsse. Schäden seien nie wieder gutzumachen. Besorgt äußerten sich einige auch darüber, dass das Wasser in die Niederlande exportiert werden könnte. Das verneinte Dr. Ulrike Nienhaus (Bezirksregierung), die durch die Erörterung führte, allerdings. Als Hohn wurde es empfunden, dass die äußere Schutzzone 3 b im Plan fehlt. Sie soll später hinzukommen. Das Problem: Das Salzbergwerk in Borth würde dann mittendrin liegen, und Salz gilt als wassergefährdender Stoff. Der Wasserverbund Niederrhein sieht das Gindericher Feld im Übrigen als zweites Standbein. Sollte es etwa einen Deichbruch am Schutzgebiet Binsheimer Feld geben, könne man darauf zurückgreifen. Als Antwort gab´s Gelächter, während die Ausführungen der Einwender meist mit Applaus bedacht wurden. 15.02.2006 PETRA HERZOG |
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