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ABGETAUCHT / Beim Unterwasserrugby kommt der Gegner aus allen Richtungen. Wir waren beim Training in Duisburg. Es ist fast still. Nur gedämpft sind Geräusche wahrzunehmen. Rund vier Meter unter dem Wasser ist die Welt eine andere. Die Bewegungen werden träger. Lautlos bewegen sich zwölf Männer wie ein Schwarm Fische durch die Fluten. Auf dem Rücken, auf der Seite, auf dem Bauch gleiten sie mit Hilfe von Flossen durch das kühle Nass. Nur kurz tauchen sie auf. Halten den Schnorchel am Hinterkopf wie ein Wal aus dem Wasser und holen Luft. Der Blick bleibt stets auf den Ball gerichtet, um den sie in Sechser-Teams kämpfen. Dabei landet auch mal ein Knie im Magen des Gegners oder dessen Arm wird auf den Rücken gedreht. Die Zwölf betreiben einen ungewöhnlichen, aber faszinierenden Sport: Unterwasser-Rugby - Action in 3D.Schwere Verletzungen seien selten, beruhigt der 27-jährige Theo Siegel, "aber man sollte auch nicht bei jedem Kratzer Aua schreien." Mit ihm und seinen Mannschaftskollegen vom Deutschen Rekordmeister Freischwimmer Duisburg ist die Redaktion im Neudorfer Hallenbad abgetaucht. Drei Kilo schwerer Ball 2 x 15 Minuten dauert das Spiel auf zwei Stahlkörbe, die am Beckenboden platziert sind. Der Ball, mit Salzwasser gefüllt und drei Kilogramm schwer, sinkt nach unten. Er muss unter Wasser gespielt und im gegnerischen Korb versenkt werden. Wäre weniger schwierig, wenn nicht ein Torwart was dagegen hätte. Schnelligkeit und Stellungsspiel sind neben Kraft gefragt. Nur wer den Ball hat, darf angreifen und angegriffen werden.Blitzschnell ist Siegel dazwischen, fängt den Ball ab, stößt ihn zum Mitspieler; rund zwei Meter Distanz lassen sich unter Wasser überbrücken. Mannschaftskollege Jens Dingel nimmt die Kugel - ab geht´s, mit kräftigen Flossenschlägen zum gegnerischen Korb. Kaum sichtbar im Knäuel gelangt die Kugel wieder zu Siegel. Der nutzt eine Unaufmerksamkeit des Torwarts und macht die "Pille" rein. Unterwasserrugby ist ein harter Sport. Vor allem wegen der erforderlichen Kondition. Man kämpfe gegen die Wassermassen und könne nicht immer dann atmen, wenn man will, sagt Siegel. Während eines Spielzugs vergeht manchmal mehr als eine Minute, bevor man auftauchen kann. Und auch dann bleibt nur wenig Zeit: "Im Spiel sind zwei Atemzüge okay, ein dritter bedeutet Angst vor dem Feind", scherzt der Physiotherapeut.Zweimal in sechs Jahren, kann er sich erinnern, sei ein Mitspieler "unten geblieben". Es passierte beim Strafstoß. Dafür hat man 45 Sekunden Zeit. Meist wird es ein Luftanhalte-Duell mit dem Torwart, der auf dem Korb liegt und wartet. Vom Ehrgeiz gepackt, seien die Spieler so lange unter Wasser geblieben, dass sie bewusstlos wurden. Das sei nicht gefährlich, man werde immer raufgeholt, sagt Siegel und versucht zu erklären: "Es ging um die deutsche Meisterschaft."Fünf Spieler plus Torwart sind jeweils im Wasser, der Rest steht am Beckenrand. Fliegende Wechsel - also ohne Spielunterbrechung - sind jederzeit möglich und auf Grund der Anstrengung auch nötig. Es ist das Spiel in der Mannschaft, das Siegel am Unterwasserrugby am meisten gefällt, und es sei die einzige Mannschaftsportart, die in drei Dimensionen gespielt wird. "Freund und Feind können aus allen Richtungen kommen", schwärmt er. Zweimal Training in der Woche Der Zufall führte Siegel in die Unterwasserwelt: Als Schwimmer gestartet, kam er zunächst zum Flossenschwimmen. Aus beruflichen Gründen passten die frühen Trainingszeiten irgendwann nicht mehr ins Konzept. Nun packt er zweimal pro Woche Flossen, Schnorchel und Taucherbrille ein und geht zum Training.In der 45-jährigen Geschichte der Sportart, die in Köln erfunden wurde, ist bis heute ein richtiges Ligensystem etabliert worden. Das erste Spiel trugen DLRG Mülheim und D.U.C. Duisburg 1964 aus. Heute gibt´s Europa- und Weltmeisterschaften. Einige Duisburger spielen fürs Nationalteam. Er selbst hege keine Ambitionen, sagt Siegel, der nebenbei die Damenmannschaft des Vereins trainiert: "Ich sehe es als Hobby an und bin nicht mehr ganz so ehrgeizig." Infos unter Tel: 0203/72 63 91 (Di 14 -18 Uhr) oder im Internet unter www.fsduisburg.de 08.05.2006 THORSTEN GERALD SCHNEIDERS |
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