WESEL. Die Tauchsportgemeinschaft (TSG) Wesel fand Anzeichen, daß der Auesee biologisch aus dem Gleichgewicht kommen könnte. RP-Redakteur Fritz Schubert sprach mit Jürgen Bossak, dem stellvertretenden Vorsitzenden des 120 Mitglieder zählenden Vereins.
Wie kamen Sie auf die Idee ein Umweltseminar zu veranstaiten?
Vorsitzender Ottmar Geddert und ich haben uns dem Thema Umweltschutz verschrieben. Der Auesee ist schön, aber wir haben schwarze Stellen am Grund und Fadenalgen gefunden, die andere Pflanzen ersticken. Wir wollen einfach mehr wissen. Auch über kleine Lebewesen, die bei den Streifzügen unter Wasser meist gar nicht beachtet werden. Als Biologe und Taucher ist Dr. Heisig für uns ein Glücksfall. Er hat uns die Augen geöffnet
Was wird Ihre Biologiegruppe künftig unternehmen?
Wir wollen einmal monatlich aus unterschiedlichen Tiefen an bestimmten Stellen Wasserproben entnehmen und sie auf ihren Sauerstoff- und Nährstoff Gehalt sowie den pH-Wert untersuchen. Wir sind ja keine Experten, aber so lassen sich zumindest Veränderungen dokumentieren.
Liegt viel Müll im Auesee?
Natürlich ziehen wir immer wieder Abfall an Land. Manchmal ist es aber auch besser, die Bierdose im Auesee zu lassen. Wie das Wrack eines Schiffes kann sie zu einem Riff werden. Irgendwann zieht ein Krebs ein. Oder die Dose wird zum Lebensraum für Muscheln.
Was tun Taucher für einen vernünftigen Umgang mit dem See?
Zum einen wollen wir mit anderen enger zusammenarbeiten. Zum Beispiel mit den Anglern. Wir sehen unter Wasser Dinge, die sie nicht sehen können. Etwa, daß bestimmte Insektenlarven nicht mehr da sind. Harpunenjäger sind bei uns übrigens verpönt und werden rausgeschmissen. Wir versuchen den Tauchbetrieb in vertretbare Bahnen zu lenken. Wer nachts ohne Benutzerausweis taucht, der handelt eigentlich illegal. Die Gebührenregelung der Stadt scheint aber zu wirken. Kommerzielle Tauchschulen sind teils schon auf andere Gewässer ausgewichen. Dr. Heisig berichtete, daß Köln für den belasteten Fühlinger See nach Weseler Vorbild nun Gebühren erheben will. Von Ansammlungen wie dem Taucher-Treffen der PPP-Tage haben wir uns als Verein distanziert.
Ist der Auesee noch zu retten?
Aber sicher. Von einem toten Gewässer sind wir noch weit entfernt. Die Belastungen resultieren aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Auch der Urin von ein paar tausend Badegästen zählt dazu. Im Vergleich zur Gesamtfläche ist es ein relativ kleiner Bereich, der jedoch sehr stark leidet.