Untergehen ‑ bei jedem Wetter und vor allem richtig: die Taucher des Unterwasser‑Clubs Goch im Wisseler See. RP‑Fotos (2): Evers
Von ACHIM BERTENBURG und HEINZ KÜHNEN
GOCH / KALKAR‑WISSEL. Eintauchen, dahingleiten. Völlig frei in ein fremdes Universum hinab, in der man der Schöpfung näher ist als irgendwo sonst. Stille. Schwerelosigkeit. Sie bescheren einen Bewusstseinswandel, eine Leidenschaft besonderer Art in der Heimat allen Lebens. Tauchen' das ist einfach ein Erlebnis. Und Taucher sind gerne, was sie sind: Sie reden alle von diesen Erlebnissen, die sich der Landgänger kaum vorzustellen vermag.
"Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein", versetzt uns Jürgen Kranz in Erstaunen und fährt lachend fort: "Stammt nicht von mir. Albert Einstein." Was der Vorsitzende des Deutschen Unterwasser‑Clubs (DUC) Goch 1974 mit Einstein verdeutlicht: Taucherinnen und Taucher in aller Welt sind Individualisten in einer großen Gemeinschaft.
Denn auch unter Wasser gibt es Normen, Regeln und Vorgaben, an die man sich zu halten hat. Jauche nie allein" ist die Maxime, die von Tauchsport‑Verbänden in aller Welt hochgehalten wird. Unterschiedlich wird lediglich die Frage behandelt, ob es Ausnahmen (etwa in flacheren Gewässern) geben kann. "Die Vereine am unteren Niederrhein lassen keinerlei Ausnahme gelten. Für uns ist tauche nie allein' das oberste Sicherheitsgebot", bringt es Kranz auf den Punkt: "Wer tauchen will, wird immer einen Partner finden."
Gerade erst hat der DUC‑Vorsitzende die Nachbarvereine aus Kleve, Emmerich, Geldern, Xanten, Wesel und Kamp‑Lintfort in die Weberstadt eingeladen. Man ist noch näher zusammengerückt. Die Vereine, denen rund 700 Sport‑Taucherinnen und ‑taucher angeschlossen sind, wollen „über den eigenen Tellerrand schauen" und Sporttauchen auf hohem Niveau ohne kommerzielle Absichten ermöglichen. "Auch in der Jugendarbeit und bei der Weiterbildung, zum Beispiel bei Biologieseminaren über die heimische Fauna und Flora der Gewässer, tauschen wir uns aus", erläutert der Initiator des Treffens.
Denn am unteren Niederrhein sind Fauna und Flora der Gewässer längst wieder zu neuem Leben erwacht. Dass diese nicht so farbenprächtig wie in den warmen Meeren ausfalle, gibt Jürgen Kranz unumwunden zu. Die in zahllosen grünen oder silbernen Schattierungen geheimrnissvoll schillernden Tiere und Pflanzen jedoch allemal einen Tauchgang wert.
"Von den kleinsten Lebewesen dem Zooplankton, bis zum Heri der niederrheinischen Seen, Hecht, reicht das Tierleben, da zu sehen bekommen", berichtet Gesprächspartner und gerät unversehens ins Schwärmen: "Eine an Unterseite der Wasseroberfläche hin kriechende Süßwasserschnecke ist einer der seltenen Anblicke nur Taucherinnen und Taucher genießen können." Wir haben verstanden: In der Unterwasserwelt des Niederrheins sind oftmals die Kleinen wirklich großen Hingucker.
WESEL/GELDERN/GOCH. Der DUC Goch wirbt auf Faltblättern und Briefbögen mit einer geheimnisvollen Schönheit. Ihr Name: Kalypso. aufgetaucht ist die holde Weiblichkeit bereits in der griechischen Sage. Sie rettete und pflegte den schiffbrüchigen Odysseus auf ihrer Insel Ogygia. Sieben Jahre lang. Dann entfloh Odysseus den Avancen der schönen Nymphe. Kalypso tauchte ab ‑ bis der Welttauchverband CMAS die Naturdämonin aufgespürt und zur Symbolfigur erwählt hat.
Seit der Gründung des CMAS im ihre 1959 hat sich der Tauchsport nachhaltig verändert. Aus dem Extrem‑Sport für wenige ist einer für jedermann geworden. Rund 1,5 Millionen Bundesbürger tauchen. Zum Beispiel beim Gelderner Tauch‑Sport‑Club (TSC) Niederrhein e.V. In diesem Monat (Juni) feiert der TSC sein Zehnjähriges. "Neben obligatorischen Aktionen (An‑/Abtauchen, Vereinsfahrten) sind es Ausbildung, Jugend/ Familie und wöchentliche Tauchtreffs in heimischen Gewässern", schildert Vorsitzender Jürgen Ophey die Schwerpunkte des TSC. Kostenloses Schnuppertauchen bietet der TSC montags um 20.15 Uhr im Hallenbad Geldern an. Überall in den Vereinen am unteren Niederrhein kann man das Tauchen lernen. Doch vor dem ersten echten Versuchen steht der Gang zum Arzt. Nur wer tauchtauglich ist, darf beginnen. Den Partneroder "Buddy"‑Check vor dem Tauchgang, auch den machen alle. Die Vereine am unteren Niederrhein haben indes alle ihre Besonderheiten. "Markenzeichen" der Tauchsportgemeinschaft (TSG) Wesel e.V. zum Beispiel ist das Wrack der Poseidon, das die TSG anlässlich ihres 25‑jährigen Bestehens (2000) im Auesee versenkt hat.
q Und wer jetzt Spaß am Tauchen bekommen hat: das kostet's:
Eine gute Kindermaske ist für rund 20, ein Schnorchel für 5 bis 10 und ein mitwachsendes Jacket (8 bis 14 Jahre) für 200 Euro zu haben. Ein Tauchanzug kostet rund 100Euro. Die Gebühren sind immer ein Rechenexempel: beim DUC Goch kostet die Anfängerausbildung bis zum Grundschein 140 Euro (Geräte wer den gestellt). Die Aufnahmegebühr beträgt 100 Euro (Erwachsene), 40 Euro (Jugendliche), 20 Euro (Schüler). Jahresbeitrag: 112/60/36 Euro. Beim THC Niederrhein kostet der Lehrgang letztendlich 25 Euro ' je Tauchgang sind zudem 10 Euro fällig. Auch hier werden die Geräte gestellt. Eine Aufnahmegebühr zahlen nur Erwachsene (80 Eure). Diese sind dann mit 120 Eure Jahresbeitrag dabei, alle anderen mit 60 Eure.
Fazit: Das Beste ist, man informiert sich direkt vor Ort, denn: Taucher beißen nicht. abe/hk
Vom Unterwasserlebenbegeistert: Jürgen Kranz
Adressen der Tauchvereine am unteren Niederrhein:
DUC Goch 1974, Jürgen Kranz, 0 28 23 88 44 7, Janssenthomas@hotmail.com;
T.u.S. Emmerich, Ulrich P. Meyer, 0 28 22 / 53 74 13, Meyei-Heiting@t‑online.de;
Tauch‑Sport‑Club Niederrhein, Jürgen Ophey, 0 28 31 / 16 7 1;
Klever Tauchgemeinschaft, Wolfgang Klösters, 0 28 21/ 9 29 78;
DLRG Bez. Kreis Kleve, Hanns Evers, 0 28 21 / 4 77 27, hannsevers@gmx.de;
Tauchelub Römer Xanten, Ralf Adam, 0 2 8 04 16 01, Tauchen-xanten@web.de;
TSG Wesel, Ottmar Geddert, 0 28 56 / 23 01;
Taucher Kamp‑Lintfort, H.‑Jürgen Schicker, 0 28 41 / 50 25 89;
CMAS Germany, Mörfelden, www.cmas-germany.de;
Tauchsportverband NRW, 0203 / 7 38 16 77